Große Kölner Historie Teil 1


Die Große Kölner in Krisen- und Kriegszeiten - Karneval im 2. Golfkrieg

Die Session 2021 ist in vielerlei Hinsicht eine andere, besondere Session. Wir wollen diese ungewöhnlich ruhige Zeit nutzen, um auch mal einen Blick zurückzuwerfen. Zurück in einige Kapitel der Große Kölner Geschichte.

 

Große Kölner Historie Teil 1 von Patrick Siemen:

 

Los geht’s mit dem Karneval in der Krise, um genau zu sein, dem Golfkrieg.

 

Am 2. August 1990 überfiel der Irak seinen Nachbarstaat Kuwait. Als es zwischen dem Irak und der von den USA angeführten Koalition zur Befreiung Kuwaits am 17. Januar 1991 zu einem direkten Konflikt kam, stellte man sich in den Karnevalshochburgen die Frage, ob in solchen Zeiten Karneval gefeiert werden könne. Eine Krisensitzung innerhalb der Karnevalsgesellschaften jagte die nächste. Schließlich übergab das Festkomitee die Entscheidung über den Sitzungskarneval den einzelnen Gesellschaften. Der Straßenkarneval hingegen wurde offiziell abgesagt – so auch der Rosenmontagszug. Es kam zu einer Stagnation der Kartenverkäufe, dennoch fanden die Veranstaltungen mit karnevalistischem Frohsinn statt – auch die der Großen Kölner. Der damalige Präsident Heinz-Helmut Simon gab zu Beginn jeder Sitzung ein Statement zu den Ereignissen in der Golfregion:

 

„[…] Sich hiervon einmal in harmlosem Lachen zu befreien und neue Kraft zu schöpfen, ist sicherlich begründet. Niemand braucht ein schlechtes Gewissen zu haben, der sich freut, selbstverständlich auch der nicht, der sich für heute Abend anders entschieden hat. […]“

 

Anstelle des abgesagten Rosenmontagszugs fand eine „Anti-Golfkriegs-Demonstration“ statt, welche teilweise auf dem üblichen Zugweg stattfand. „Nit scheeße – sidder nit dat do Minsche stonn“ war nur eine der zahlreichen Friedensforderungen der Demonstranten. Unter die Demonstranten mischten sich auch Karnevalisten, um auf ihre Art und Weise gegen Krieg und Gewalt zu demonstrieren – im Kostüm. Vermehrt traten sie verkleidet als Skelette, Totenköpfe oder Sensenmänner auf. Somit blieb der Straßenkarneval doch nicht gänzlich aus in dieser Session, wenn er auch deutlich politischer als sonst ausfiel. Insgesamt waren schätzungsweise 100.000 Menschen an diesem Tag unterwegs, die spontan ihre eigenen kleinen „Zög“ abhielten und sich friedlich mit Trommeln und Blasmusik über die Stadt verteilten. Die Rosenmontagsdemonstration war zudem die Geburtsstunde des Geisterzugs, der, anders als der Rosenmontagszug, seit 1992 jedes Jahr einen anderen Zugweg hat.

 

Fotos: Bernhard D. Sanders

 

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