Große Kölner Historie Teil 2
Frauen im Karneval und in der Große Kölner
Die Session 2021 ist in vielerlei Hinsicht eine andere, besondere Session. Wir wollen diese ungewöhnlich ruhige Zeit nutzen, um auch mal einen Blick zurückzuwerfen. Zurück in einige Kapitel der Große Kölner Geschichte.
Große Kölner Historie Teil 2 von Patrick Siemen:
Frauen sind heutzutage aus dem karnevalistischen Treiben nicht wegzudenken. Das sah allerdings bis vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders aus. Mit der Reform und Umstrukturierung des Kölner Karnevals im Jahr 1823 hatten es Frauen schwer, sich im Kölner Karneval mit einzubringen und zu etablieren. Die „Jeckenzeit“ war eine reine Männerdomäne. Man(n) war der Meinung, dass die Witze schlicht zu derb für das weibliche Geschlecht gewesen seien. Nur wenige Familiengesellschaften bildeten die Ausnahme und bezogen Frauen in ihr Gesellschaftsleben ein. Das waren die KG Blomekörfge 1867 und die Kölner Narren-Zunft von 1880. Bei der Große Kölner von 1882 sollte dies noch über ein Jahrhundert dauern.
In der Gründungszeit der Große Kölner waren Frauen nur zu den sogenannten „Damenkomitees“ oder dem “Damenkränzchen” geladen. Dort überprüfte der Präsident vor den Veranstaltungen die Lieder und Wortbeiträge auf Zoten, obszöne Witze. Anders als das „Damenkomitee“, welches eine reine Sitzungsveranstaltung war, besaß das „Damenkränzchen“ ein dreiteiliges Programm. Die Veranstaltung begann zunächst mit einem klassischen karnevalistischen Programm, mit Liedern und Wortbeiträgen. Darauf folgte in der zweiten Abteilung ein Theaterstück, welches sich auf aktuelle und satirische Lokalpossen konzentrierte. Im Anschluss an die Aufführung wurde ein Drittel des Saales freigeräumt und zu einer Tanzfläche hergerichtet. So wurde bis in den frühen Morgen hineingetanzt.
Nach 167 Jahren erschütterte schließlich ein Paukenschlag die Männerdomäne Karneval, als der damalige Präsident des Festkomitees Gisbert Brovot 1990 mit Caroline Hamacher-Linnenberg und Ilse Prass die ersten Frauen in den Vorstand des Festkomitees holte.
Mit dem Sessionsorden von 1993/94 „zauberte“ auch die Große Kölner die Frau aus dem Hut. Seit dieser Session dürfen Frauen volles Mitglied in der Gesellschaft werden und bei Wahlen volles Stimmrecht genießen. Heute sind etwa die Hälfte der Neumitglieder weiblich und seit Oktober 2019 sitzt die erste Frau im Vorstand der Große Kölner.
Foto: Philipp Jordan